Linksabbieger! Rellingen und der liebe Verkehr

Linksabbieger: das sind nicht etwa die SPD.ler in Rellingen, sondern das ist die Verkehrsrevolte in der Kirchenstraße. Das sind die Autofahrer, die im Ort an der Kirche, also der Kirchenstraße, nach links zur Hauptstraße abbiegen. Das ist seit Jahresbeginn aber verboten. Zurzeit ist das Verbot allerdings wegen der Baustelle am Friedhof in der Hauptstraße aufgehoben. Die Diskussion darüber ist allerdings nach wie vor sehr lebhaft bis heftig. Am 7. November hat nun der Verkehrsausschuss beraten und eine Lösung gefunden.

Damit hat alles angefangen. Um den Verkehr, vor allem den Durchgangsverkehr von der Autobahn zu bändigen, gab es die Idee, die Durchfahrt durch Rellingen zu erschweren. Erster Schritt – schon von der Autobahnausfahrt sollte schweren LKW verboten werden, nach Rellingen hineinzufahren. 7,5 Toner müssen draußen bleiben. Das gilt vor allem den Transportern Richtung Automeile. Das hat mittelmäßig geklappt. Zweiter Schritt – neue Verkehrsreglung in Rellingen. Der Verkehrsausschuss beschloss auf Antrag der CDU, die Autobahn-Ausweich-Route Abfahrt Süd, alter Markt, Kirchenstraße zu reglementieren und in der Kirchenstraße die Autos nach rechts zu leiten, also weg von Hauptstraße und Rellingen Zentrum. Die Verkehrsbehörde genehmigte diesen Beschluss. Und das war so überraschend, dass man in Rellingen mit diesem Glück auch nicht so richtig umgehen konnte. Damit begann das Drama vom Linksabbieger.

Um die neue Verkehrsreglung einzuführen, wurde von der Gemeinde der blaue Pfeil rechts abbiegen am Ende Kirchenstraße aufgehängt. Der war aber so hoch, dass man ihn auch gerne übersah. Zudem wurde vergessen, dass in Autofahrer Augenhöhe es ja noch den gelben Pfeil nach Hamburg gab. Folgerichtig fand die erste Reaktion auf die neue Verkehrsregung auf der Straße und in der Zeitung statt. Auf der Straße hielt sich keiner an den blauen Richtungspfeil und in der Zeitung gab es die Häme über den vergessenen gelben Richtungshinweis. Damit trafen sich die Dreistigkeit der Autofahrer und die Ohnmacht der Politik in der Kirchenstraße. Die Polizei sollte es richten. Dachte man. Aber die war nicht scharf auf die zusätzliche Aufgabe. Anwohnerproteste über die zusätzliche Belästigung und die Unverfrorenheit der Autofahrer fanden den Weg in die Zeitungsspalten. Das wiederum brachte die Polizei dazu, doch zu kontrollieren. Sie registrierte in nur wenigen Tagen über 130 Verstöße und begann zu kassieren.

Damit war der Linksabbieger bei allen Rellingern angekommen und nun war die Politik gefordert. Reicht es noch zu sagen „gut gedacht, schlecht gemacht“ oder steckte doch mehr dahinter? Der Linksabbieger hatte das Zeug zur Grundsatzdiskussion. Denn die Positionen, die hier aufeinandertrafen, lassen sich nicht so leicht einfach mal beantworten.

Die Tatsache zu viel Verkehr. Die Anwohner, die darunter leiden. Der Linksabbieger, der ihre Situation durch das Hupkonzert der gestauten Autofahrer zusätzlich verschärft. Die Umwege, zu denen sie gezwungen werden, wenn sie in die Hauptstraße fahren wollen. Der Ärger mit der Autobahn. Der alte Markt, der mal zur Vorzeige „location“ verkehrsberuhigte Zone gemacht werden sollte, in Wirklichkeit aber im Verkehrschaos erstickt. Der Pendler, dem Verkehrsregeln egal sind. Rellingens Lage in der Metropolregion Hamburg. Die Zukunft von Auto, Fahrrad und öffentlichem Nahverkehr.

Die Lehre für die Politik. Eine herausgegriffene einzelne Maßnahme, so gut sie auch gemeint gewesen sei, kann Alles durcheinanderbringen.

Unser Vorsitzender des Verkehrsausschuss, Andreas Carstensen, hat darum die Reißleine gezogen. Er hat alle Fraktionen an einen Tisch gebracht und mit ihnen eine Lösung vereinbart. Es wird ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben. Im ersten Schritt soll eine „Weg“ für die Kirchenstraße gefunden werden. Dafür sollen die Verkehrsströme von der Autobahnabfahrt Pinneberg-Süd zur Hauptstraße untersucht werden. Am 7. November beschloss der Verkehrsausschuss, damit eine Verkehrsagentur zu beauftragen.

Wir Verkehrspolitiker der SPD halten es aber für wichtig, dass dieser Beschluss erweitert wird. Wie im Ortsentwicklungskonzept von 2021 festgehalten ist, sollte ein Mobilitätskonzept für Rellingen erarbeitet werden, um eine Reduzierung des Autoverkehrs zu erreichen. Außerdem kann nur auf der Grundlage eines solchen Konzeptes für Rellingen die beste Lösung für die Gestaltung der Autobahnanschlussstellen gefunden werden, die wir auch an die DEGES geben können. Wir sind gegen eine Erweiterung der A23 auf 6 Spuren, aber wenn sie kommen sollte, müssen wir zumindest den Rellinger Verkehr dadurch noch sinnvoll lenken können.

Autor: Andreas Carstensen
Gemeindevertreter
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